Interview mit Jochen Dümmel
95 Jahre Vollhartmetall-Zerspanungswerkzeuge für die ganze Welt aus Hülben.
Seit 2013 führt Jochen Dümmel die Paul Dümmel Werkzeugfabrik GmbH in Hülben gemeinsam mit seinem 72-jährigen Vater Karl-Heinz. In einem Interview erhielten wir spannende Einblicke in seine Persönlichkeit, das Unternehmen sowie in Marketingstrategien und Zukunftspläne des Unternehmens.
von links nach rechts: Teo Simeonov, Jochen Dümmel und Sebastian Ruopp
#1
Welcher Spruch prägt Ihre Arbeit?
Ich habe neulich einen Spruch gehört, der stammt nicht von mir, aber passt wohl am ehesten dazu:
„Ich sag’s und ich halt’s.“
Verlässlichkeit ist mir ganz wichtig. Ich erwarte, dass man sich an die Dinge, die man persönlich besprochen hat, auch hält. Gerade in Bezug auf größere Firmen wird das immer schwieriger. Vertrauen, das ist die Basis für eine Zusammenarbeit, natürlich extern als auch intern mit den Mitarbeitern.
#2
Wer ist Jochen Dümmel?
Mein Werdegang ist natürlich geprägt durch das Aufwachsen im Familienunternehmen. Ich bin jetzt mittlerweile Geschäftsführer, aber natürlich reingeboren in die 4. Generation unseres Familienunternehmens. Ich bin als kleiner Bub in der Firma aufgewachsen, ich kannte die Mitarbeiter, ich war schon an der Maschine dran. Im Maxi Cosi stand ich schon neben der Maschine. Das hat mich natürlich geprägt. Damals in der Zeit, muss man dazu sagen, war die Firma viel, viel kleiner, da hatten wir 15-20 Mitarbeiter. Heute sind wir 100 Mitarbeiter. Das war ein gewisser Weg, den ich da habe begleiten dürfen. Die erste Prägung kam natürlich daraus, dass man gesehen hat, dass die Firma eine wichtige Rolle spielt. Nicht nur die Firma, sondern auch die Familie. Das Zusammenspiel aus Firma und Familie ist mir sehr wichtig, ich habe selbst 4 Kinder.
Bei uns in der Familie war es auch immer üblich, dass man relativ nah an der Firma wohnt. Mein Großvater, mein Urgroßvater und mein Vater wohnen/wohnten alle um die 50 Meter um Werk I entfernt. Ich wohne 30 Meter von Werk II weg. Man sieht schon die Nähe zur Firma.
Ich komme klassischerweise aus der Technik. Ich habe Maschinenbau studiert, in verschiedenen Firmen im In- und Ausland gearbeitet, die ähnlich wie Paul Dümmel gelagert sind und ich bin dann 2007 dauerhaft in die Firma gekommen. Davor natürlich auch immer wieder in den Ferien und Co. Ich habe dann wesentlich das Marketing übernommen. Viele Dinge waren bereits vorhanden, aber noch nicht gut aufgearbeitet, sodass man sie nutzen oder präsentieren konnte. Dabei war die Geschichte der Firma ein großes Thema für mich. Wir sind natürlich nicht alleine auf dem Markt, es gibt auch andere gute Firmen in unserem Bereich. Und dann ist die Frage, auf was setze ich, um einzigartig zu sein. Die Einzigartigkeit bei Paul Dümmel ist unsere 100-jährige Geschichte. Das kann sich keiner sonst dazukaufen. Darauf habe ich von Anfang an gesetzt.
Zu dem Zeitpunkt war die Firma auch im Umbruch, da die Firma stark gewachsen ist. Da wurde die Firma natürlich von hinten bis vorne umgekrempelt und ich wollte viele Dinge nicht wegwerfen. Sondern sammeln und habe dann ein Firmenmuseum und ein Archiv mit vielen Fotografien aufgebaut. Das hat mir viel Spaß gemacht, weil das war weg von der Technik, eine ganz andere Art von Arbeit.
Aber natürlich ist das nicht das einzige Thema. Ich habe das Thema Branding, Corporate Identity und Co. auch überarbeitet. Heute machen wir beispielsweise unseren Produktkatalog mit über 13.000 Artikeln komplett inhouse.
tools by dümmel.
#3
Die 4. Generation: Wie haben Sie seit Ihrem Einstieg das Unternehmen geprägt und wie soll es sich in Zukunft entwickeln?
2007, als ich gekommen bin, hatte die Firma Paul Dümmel 20-25 Mitarbeiter. Ich finde, das sagt schon viel darüber aus. Wir hatten damals einen Standort. Mittlerweile sind wir 100 Mitarbeiter. Da sieht man das Wachstum in der Zeit. Natürlich war das jetzt nicht durch mich ausgelöst. Die Weichen waren schon gestellt, ich habe daran mitgearbeitet. Mein Vater ist nach wie vor als Geschäftsführer Vollzeit in der Firma mit dabei. Ich schätze seine Erfahrung. Er hat jetzt einfach die Möglichkeit, sich auf das zu konzentrieren, was er gern macht, das, woher er kommt. Die Technik, die Produktion, auch das Thema Mitarbeiter. Ich habe den anderen Part übernommen. Mehr in Richtung Marketing, mehr nach außen. Wir haben mit unserem Vertriebsleiter zusammen ein Vertriebsnetz aufgebaut von über 40 Ländern und über 80 Vertreterfirmen. Weltweit kann man Dümmel-Werkzeuge kaufen.
Die wichtigste Aufgabe von mir war tatsächlich, das Wachstum innerhalb der Firma zu organisieren. Mit 20-25 Mitarbeitern muss die Firma einen Kopf haben und viele Helfer. Mit 100 wäre das fatal. Da müssen Strukturen, Zuständigkeiten und Abteilungen entstehen. Die Führungskräfte müssen sich entwickeln. Den Prozess zu strukturieren, sehe ich jetzt im Nachhinein als das Wichtigste an.
Da spielt auch das Thema Mitarbeiter eine wichtige Rolle. Bis heute stelle ich jeden Mitarbeiter selbst an. Wir haben eine extrem niedrige Fluktuation. Dass uns in einem Jahr mal ein Mitarbeiter verlässt, ist wirklich sehr selten. Hier ist mir das Persönliche unglaublich wichtig.
In Zukunft wollen wir als Familienunternehmen weiter organisch wachsen. Wichtig für uns ist, dass wir nachhaltig wachsen können. Das ist unsere Aufgabe. Ich sehe noch immer ein sehr gutes Wachstumspotenzial für unser Produkt: Miniaturwerkzeuge. Die Anwendungsgebiete unseres Produkts sind sehr divers. So werden mithilfe unserer Werkzeuge beispielsweise die Handys eines sehr großen amerikanischen Tech-Unternehmens gefertigt oder Luxusuhren. Leider dürfen die genauen Anwendungsfälle und die Firmennamen aufgrund von Geheimhaltungsvereinbarungen nicht so ganz offen kommuniziert werden. Das ist gerade in Hinsicht auf unser Marketing sehr schade. Macht es für uns schwierig, unser Produkt zu bewerben. Denn ein Werkzeug an sich ist erstmal nicht besonders interessant. Das Produkt, welches mit dem Werkzeug hergestellt wird, wäre hier viel interessanter darzustellen.
#4
Wie wollen Sie als Verantwortlicher rund um das Thema Marketing die Marke Dümmel weiter prägen?
Ganz wichtig ist mir die Balance zwischen der Historie und der Geschichte des Unternehmens sowie den Innovativen und der Vielfalt an Produktentwicklungen, die von uns kommen. Das ist sicherlich eine ganz wichtige Sache, das richtig zu kommunizieren und der Marke Dümmel ein Fundament zu geben mit der Geschichte. Aber gleichzeitig auch klar die Marschrichtung vorzugeben Richtung Performance und Innovation, was dem Kunden dann eben auch seinen Vorteil bringt.
Zum einen wollen wir die Kanäle, wo wir unsere Botschaften verbreiten, erweitern. Natürlich werden Printmedien und Messen weniger und es geht mehr in Richtung Social Media, das kommt immer mehr. Da sind wir aktuell schon aktiv, momentan aber eher zielgerichtet in Richtung Mitarbeitergewinnung. Wir haben eine gewisse Reichweite und bekommen auch positive Rückmeldungen. Wir posten natürlich über Produktneuentwicklungen, aber primär sind es interne Sachen. Das hilft uns sehr bei offenen Stellen. Zum Teil geben wir unsere Stellenangebote auch nur noch über Social Media raus. Das würde ich gerne von der Produktseite noch weiterentwickeln. Ein Kunde schaut sich vielleicht unsere Seiten auch an aus Interesse, aber die Produktinformationen sind gerade untergeordnet. Das wird sicherlich soweit gehen, erste Überlegungen sind da vorhanden, dass es dann auch eine Person im Unternehmen geben wird, die das als ihre Aufgabe übernimmt, Social Media weiterzuentwickeln und ein Konzept zu erstellen, wie man die Plattform füllen möchte. Bisher liegt das alles in meiner Hand. Das wäre mein Anspruch, zu sagen, man professionalisiert das Ganze. Hier sehe ich Potenzial zur Weiterentwicklung unserer Marke.