Interview mit Johannes & Georg Uihlein

Innovation durch Tradition: Wie Johannes und Georg Uihlein EPflex in die Zukunft führen

Seit 2021 leiten Johannes und Georg Uihlein die Geschäfte von EPflex und setzen auf Innovation und klare Kommunikation. Im Interview geben sie spannende Einblicke in ihre Führungsphilosophie, die Herausforderungen der Medizintechnikbranche und ihre Visionen für die Zukunft des Unternehmens.

von links nach rechts: Sebastian Ruopp, Georg Uihlein, Johannes Uihlein und Teo Simeonov

#1
Welcher Spruch prägt Eure Arbeit?

Georg: Als wir in das Unternehmen kamen, haben wir unser Marketingkonzept komplett umgestellt. Wir haben das Logo geändert und das gesamte Corporate Identity neugestaltet. Dabei haben wir auch unseren Markenkern herausgearbeitet:

 

„Gesundheit durch Innovation“.

 

Alles, was wir hier machen, zielt darauf ab, dass am Ende des Tages ein Patient gesünder nach Hause geht, als er zuvor war. Dieser Spruch prägt das Unternehmen und wird hier gelebt. Daraus hat sich auch unser Slogan entwickelt:

 

„Better Ideas, Better Health“.  

 

Wenn ihr jedoch fragt, welcher Spruch uns persönlich am meisten begleitet, dann ist es ein Spruch von unserem Vater, der auch das Unternehmen gegründet hat. Unser Vater ist ein klassischer schwäbischer Tüftler und Erfinder und er hat den Spruch geprägt:

 

„Einfach machen“.

 

Er ist da ziemlich straight und das war immer das Erfolgskonzept der Firma. Paralyse durch Analyse vermeiden und einfach machen. Heute ist das bei dieser Unternehmensgröße und in der Branche, in der wir uns bewegen so nicht mehr immer möglich. Wir versuchen es aber trotzdem an vielen Stellen noch zu leben. 

#2
Wer sind Johannes & Georg Uihlein?

Johannes: Wir sind beide hier in Dettingen aufgewachsen, in Urach zur Schule gegangen und ich bin dann irgendwann nach Tübingen zum Studieren gegangen. Ich habe theoretische und physikalische Chemie studiert und dort auch promoviert. Nach einer kurzen Zwischenstation in der Halbleiterindustrie habe ich irgendwann bei EPflex angefangen. 

 

Georg: Johannes ist zwei Jahre älter als ich. Nach dem Abi habe ich in Aalen internationalen technischen Vertrieb studiert. Das ist Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Vertrieb und Fremdsprachen. Ich habe dann eine Weile in Kalifornien im Silicon Valley bei einem Stent-Hersteller gearbeitet, das war echt prägend. Nach dem Studium habe ich bei Faulhaber als Vertriebsingenieur gearbeitet. 

Als Unternehmerkind wird man immer vom eigenen Unternehmen begleitet. Von klein auf. Unserem Vater war aber schon immer wichtig, dass wir im Leben machen können, was wir wollen. Er hat zum Beispiel gesagt: „Ich unterstütze dich beim Studium, aber nur bei einem. Also überleg dir genau, was du machen willst.“  

Als Teenager hat man auch immer im eigenen Unternehmen einen Ferienjob gemacht. Da erinnere ich mich stark an einen Spruch von unserem Vater: „Jungs, wenn ihr Geld braucht, könnt ihr jederzeit zu mir kommen – und arbeiten.“ Dafür sind wir echt dankbar, weil es uns gezeigt hat, dass die Dinge nicht umsonst sind und einen Wert haben. 

 

Johannes: Interessant wurde es dann, als unser Vater nach und nach immer älter wurde und Kunden gefragt haben, wie es mit dem Unternehmen weitergeht. Wir haben laufend Gespräche mit unserem Vater geführt, aber sehr lose. Konkret wurde es lange Zeit nicht. Irgendwann hat unser Vater dann gefragt: „Jungs, wie sieht’s in der Zukunft aus? Könnt ihr euch vorstellen, ins Unternehmen zu kommen, suchen wir einen anderen Geschäftsführer oder verkaufen wir das Unternehmen?“ Er war für alles offen, wir sollten entscheiden. Das war so ungefähr im Jahr 2014. Irgendwann kam dann die Entscheidung von Georg: „Ich mache es. Aber nur, wenn Johannes mitmacht.“ 

 

Georg: Es war mir sehr wichtig, einen Sparringspartner im Unternehmen zu haben. Um sich untereinander auszutauschen und auch gegenüber unserem recht dominanten Vater hatten wir so ein besseres Standing. Im Indischen gibt es ein Sprichwort: 1+1 ist nicht 2, sondern 11. Zu zweit kann man zehnmal so stark sein wie allein. Ich erinnere mich noch, am Anfang hatte ich für mich entschieden, dass ich das Ganze ausprobieren möchte und wenn es mir nach 3 Jahren keinen Spaß macht, dann lasse ich es sein. Damals war ich sehr blauäugig, weil aus so einem Familybusiness kommt man nicht so einfach raus. Mir hat es dann aber eigentlich von Anfang an viel Spaß gemacht, im Unternehmen zu arbeiten. 

#3
Die 2. Generation: Wie habt Ihr seit Eurem Einstieg das Unternehmen geprägt und wie soll es sich unter Eurer Führung entwickeln?

Johannes: Wir sind 2016 ins Unternehmen eingestiegen und haben dann 2021 die Geschäftsführung übernommen. Das ging Stück für Stück. Schrittweise haben wir immer mehr Verantwortung übernommen. Georg hat im Vertrieb begonnen, ich im Qualitätsmanagement und wir haben dort dann auch irgendwann die Abteilungsleitung übernommen. Stück für Stück kam dann immer mehr Verantwortung und immer mehr Abteilungen hinzu. Ende 2020 kam unser Vater dann auf uns zu und hat gesagt, dass er jetzt einen Monat nicht ins Büro kommt, da er „Sterben auf Probe“ macht. Er hat niemandem außer uns beiden etwas gesagt. Und Zack hatten wir auf einmal die komplette Verantwortung. Das war echt nicht einfach. Aber am Ende des Monats stand das Unternehmen noch. 

 

Georg: Unser Vater kam dann zurück und hat im Monat darauf, nachdem er sich mit allen unterhalten hatte, entschieden, dass wir ab Januar die Geschäftsleitung übernehmen können. Wir haben das Unternehmen mitten in der Corona-Pandemie übernommen, das war nicht einfach. Hier haben wir aber gemerkt, wie wichtig Kommunikation im Unternehmen ist, da es jede Woche neue Verordnungen und Themen gab, auf die wir sofort reagieren mussten. Hieraus ist unsere Mitarbeiter-App entstanden, die wir heute nutzen. 

 

Johannes: Wir haben das Unternehmen insgesamt deutlich mehr auf uns zugeschnitten. Früher war unser Vater die zentrale Anlaufstelle für jedes Problem. Wir haben von vornherein gewusst, dass wir das so nicht 1:1 ersetzen können und wollen. Wir haben an jeder Position Fachleute sitzen, die uns Feedback geben, welches wir übergeordnet sammeln und daraus strategische Entscheidungen ableiten. Wir möchten nicht alles von uns abhängig machen, sondern wir wollen, dass das Unternehmen auch ohne uns funktioniert. Wir wollen lieber am Unternehmen arbeiten als im Unternehmen. 

#4
Wie wichtig ist für Euch Social Media Marketing?

Georg: Wir sind auf Social Media leider noch nicht sehr stark vertreten. Wir machen hier noch nicht besonders viel. Wir erzählen über unsere Aktivitäten und machen den einen oder anderen Post, aber nichts Strategisches, mit einer spezifizierten Zielgruppe und zielgruppengerechtem Content. Wir versuchen, präsent zu sein und einfach ein bisschen daran zu erinnern, dass es uns gibt, aber es folgt keiner Strategie und das wollen wir ändern.  

Wenn Content da ist, versuchen wir diesen auch zeitnah zu teilen. Das ist aber auch Arbeit. Jemand muss sich hinsetzen, sich einen Text überlegen und auch das Hochladen kostet natürlich Zeit. Und auch passende Bilder zu finden ist gar nicht so einfach. Gerade wenn Personen zu sehen sind, gibt es auch immer wieder Mitarbeiter, die auf einmal doch nicht zu sehen sein wollen auf den Bildern. Das erschwert es einem noch mehr. 

Die Medienkanäle sind extrem schnelllebig geworden. Wir freuen uns bereits, wenn wir eine richtig gute Website haben, aber das interessiert heutzutage niemanden mehr. Die Kids schauen sich die Websites gar nicht mehr an, die planen auch ihren Urlaub mit TikTok und Insta.  

Wir haben die Macht von Social Media vor allem während Corona das erste Mal so richtig erlebt. Da ist uns das Ethanol zum Reinigen ausgegangen und wegen des fehlenden Ethanols stand unsere gesamte Produktion still. Dieses Problem wurde auf Social Media geteilt und auf einmal kamen Anfragen von Unternehmen aus ganz Deutschland, dass sie noch Ethanol haben und wohin sie es schicken sollen. Das war wirklich beeindruckend. Dieser starke Effekt war uns davor nicht bewusst.