Interview mit Markus Reisch
Vom Traditionsbetrieb zum Innovationsführer: Ein Blick hinter die Kulissen bei Kemmlit
Seit 2010 leitet Markus Reisch die Geschäfte der Kemmlit-Bauelemente GmbH und setzt dabei auf eine Mischung aus Tradition und Innovation. Im Interview gab er uns spannende Einblicke in seine Führungsphilosophie, die Entwicklung des Unternehmens sowie seine Visionen für die Zukunft der Sanitärraumgestaltung.

von links nach rechts: Sebastian Ruopp, Markus Reisch, Teo Simeonov
#1
Welcher Spruch prägt Deine Arbeit?
Da gibt es zwei:
„Zum Erfolg gibt es keinen Lift, man muss die Treppe nehmen.“
Dahinter steht der Wert von zuverlässiger, harter und ehrlicher Arbeit. Daran glaube ich. Das ist ein Thema, das Deutschland als Land über viele Jahre geprägt hat. Ich bin davon überzeugt, dass es auf dem Weg zum Erfolg kaum Shortcuts und Abkürzungen gibt. Konstante und ehrliche Arbeit über einen langen Zeitraum führt zu Erfolg.
Der zweite Spruch ist:
„Es ist die reinste Form des Wahnsinns, alles beim Alten zu lassen und andere Ergebnisse zu erwarten.“
Das stammt von Albert Einstein. Dahinter steckt das Thema Veränderung und Verbesserung. Man hat in den letzten 3–4 Jahren, während Corona, des Krieges und der starken Inflation, nochmal deutlich gesehen, wie sich die Veränderungsrate massiv beschleunigt hat. Es ist wichtig, sich sowohl als Person als auch als Unternehmen regelmäßig zu hinterfragen, zu verändern und zu verbessern.
#2
Wer ist Markus Reisch?
Wenn man mich beschreiben will, ist es wichtig, meine Werte zu verstehen – und die passen auch zu meinen Leitsätzen. Ein prägender Wert für mich ist lebenslange Verbesserung, was tief in mir verankert ist. Der zweite Wert, der mich stark prägt, ist das kontinuierliche Abliefern ehrlicher und zuverlässiger Arbeit. Ich habe hohe Ansprüche an mich selbst. Ich versuche, möglichst viele Biografien von Menschen, die erfolgreich sind, zu lesen. Wenn man sich deren Werdegang anschaut, sieht man, dass fast alle eine Sache gemeinsam haben: konstante, harte, ehrliche Arbeit, welche mit einer gewissen Leidenschaft gepaart ist. Diese beiden Werte prägen mich und wenn man sie kennt, versteht man auch mich als Person besser.
Mein Lebenslauf spiegelt dies wider. Verbesserung ist ein zentrales Thema. Ich habe bei Kemmlit mit einer Ausbildung begonnen. Von Anfang an war klar, dass ich weitermachen wollte, also habe ich dann noch berufsbegleitend BWL studiert. In den Jahren danach habe ich verschiedene Führungsaufgaben übernommen, die erste mit 25 Jahren. Betriebswirtschaft und Führung haben mir schon immer Spaß gemacht und mich mein ganzes Leben begleitet. 2016 wurde ich dann mit 33 Jahren Geschäftsführer von Kemmlit. Ich hatte nie das Ziel, zu einem bestimmten Zeitpunkt Geschäftsführer zu werden, sondern bin jeden Tag ins Geschäft gegangen, um einen guten Job zu machen und mich zu verbessern – und so mache ich es auch heute noch. Das ist meiner Meinung nach das Erfolgsrezept.
Ein weiteres Thema, das mich schon immer ein Stück weit begleitet hat, ist Sport. In den letzten Jahren habe ich den Ausdauersport für mich entdeckt und an verschiedenen Ultramarathons und Ironman Rennen teilgenommen.
#3
Was macht die Kemmlit-Bauelemente GmbH?
Kemmlit ist Euromarktführer in der Einrichtung von Gebäuden mit den Produkten Sanitärtrennwänden, Spinden und Reinraummöbeln.
Wir sind in den letzten Jahren konstant gewachsen, haben unser Produktportfolio und unseren Vertrieb ausgebaut und die Anzahl der Mitarbeiter sowie unseren Umsatz innerhalb sechs Jahren verdoppelt.
KEMMLIT steht für Qualität „Made in Germany“, und ist durch operative Exzellenz bei Lieferzeiten und Termintreue Benchmark in unserer Branche.
#4
Wie habt Ihr Kemmlit in den letzten Jahren als Marke ausgebaut? Was gehört zu Eurer Markenstrategie?
Marke hat für uns in erster Linie zwei Richtungen. Die erste ist die Marke Richtung Markt und Kunde: die Vertriebsmarke. Die zweite Richtung einer Marke, die meiner Meinung nach immer wichtiger wird, ist die Employer Brand.
Hinter der Markenidee steckt zuallererst die Frage, wie man in der Außendarstellung und Kommunikation wahrgenommen werden möchte. Eine ehrliche Grundaussage ist hier entscheidend. Wenn man sich mit Themen präsentiert, die man nicht hat, ist man schnell zum Scheitern verurteilt.
Aus meiner Sicht ist es in einer Markenstrategie hilfreich, sich auf einige wenige Stärken zu konzentrieren und diese exzellent zu entwickeln. Ein Mittelmaß in 10 verschiedenen Punkten ist meiner Erfahrung nach viel weniger wert als Exzellenz in einigen wenigen Bereichen. Wir bei Kemmlit haben uns überlegt, welche Exzellenzpunkte wir in der Markenkommunikation übernehmen wollen und haben 2 Kernpunkte herausgearbeitet: Qualität und operative Exzellenz.
Das Thema Qualität war bei uns schon immer wichtig, und wir bieten 7 Jahre Garantie auf all unsere Produkte. Die operative Exzellenz umfasst unsere hohe Termintreue und kurze Lieferzeiten. Diese zwei Kernthemen sind die Basis unserer Markenkommunikation. Kemmlit ist ein verlässlicher Partner, europäischer Marktführer und finanziell solide aufgestellt. Wenn es darum geht, einen verlässlichen Partner zu suchen, dann kauft man bei uns. Diese Marke haben wir in Deutschland in der Baubranche stark positioniert.
Im Bereich Employer Branding ist für uns das Thema Wachstum ebenfalls zentral, da wir ein wachstumsorientiertes Unternehmen sind. Aber auch Themen wie Mitarbeiterbeteiligung sind uns wichtig, da unsere Mitarbeiter essenziell für unsere Verbesserungsstrategie sind.
Wir sind bei der Wahl der Kommunikationsinstrumente sehr breit aufgestellt, insbesondere wenn es um den internationalen Markt geht. Nicht jedes Instrument eignet sich für jedes Land, und hier gehört viel Ausprobieren dazu.
#5
Kemmlit ist in den letzten Jahren stark gewachsen: Welche Rolle hat das Thema Marketing hier gespielt und welche wird es in der Zukunft spielen?
Marketing nenne ich bei uns auch Vorverkauf. Unsere B2B Kunden kaufen unsere Produkte selten nur aufgrund eines Marketingimpulses daher geht es bei uns im Marketing darum, den ersten Impuls zu setzen und einen Kontakt mit unserem Vertrieb herzustellen.
In der Baubranche spielt zudem das Thema Vertrauen und dort speziell Referenzen eine wichtige Rolle. In vergangenen Jahren haben wir viele prestigeträchtige Projekte gewonnen: Kemmlit hat beispielsweise die WC-Kabinen für den VIP-Bereich im Camp Nou in Barcelona oder die Umkleide- und WC-Kabinen in Rulantica realisiert, ebenso wie die Reinraummöbel bei Cellforce in der Batteriefabrik. Das sind alles große Projekte, die wir marketingseitig nutzen, um potenziellen Kunden einen Impuls zu geben. Diese Projekte werden bei uns als Referenzen dargestellt, und wir machen Fotos davon, die auf unserer Website veröffentlicht werden.
Das Marketing dient dazu, den ersten Impuls zu setzen, während der Vertrieb diese Leads dann aufgreift und weiterbearbeitet. Ein wichtiges Werkzeug ist hierbei unser CRM, denn es kann bei uns bis zu 3 Jahre dauern, bis aus einem Lead ein Kunde wird.
#6
Raus aus Deutschland: Kemmlit vertreibt seine Produkte international. Wie werden Kunden aus dem Ausland auf Euch aufmerksam?
Wir verfolgen hier zwei Ansätze. Der erste ist „Made in Germany“. Wir wollen weiterhin lokal in Deutschland produzieren, da wir hier Qualität gewährleisten und skalieren können. Ich bin vom Markt Deutschland überzeugt, weil hier gut ausgebildete Mitarbeiter vorhanden sind und das duale Berufsausbildungssystem einzigartig ist.
Der zweite Ansatz ist der internationale Vertrieb, bei dem wir uns an die Kundenanforderungen in den jeweiligen Ländern anpassen. Kundenorientierung ist für uns ein zentraler Baustein unserer Strategie. Es ist wichtig, die Kunden in jedem Land zu fragen, was sie benötigen, da die Anforderungen von Land zu Land unterschiedlich sind.
Unverhandelbar ist, dass die Kunden bei uns Qualität erhalten. Was wir im Ausland anders machen, ist, dass wir uns auf die unterschiedlichen Vertriebskanäle einstellen und diese für uns nutzen. Eine lokale Organisation vor Ort kann dabei helfen, diese Anforderungen zu verstehen.
Nicht zuletzt ist hier außerdem Google Werbung und eine gute Website in der Landessprache wichtig. Bei uns bekommt jede Auslandsgesellschaft sofort eine eigene Website, die dann Stück für Stück immer stärker an das Land angepasst wird.